Crosswater Job Guide
Marktübersicht

 

 

 

 
Die Heinzelmännchen vom Cyber Village.

Wie Roboter das Internet nach allerlei nützlichem durchsuchen und auch von der Bundesanstalt für Arbeit für die Jobsuche eingesetzt werden.

Aus dem Inhalt:

  1. Im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit

  2. Ehre wem Ehre gebührt: Google's geistiger Ahnenvater

  3. Die Arbeitsweise der Cybermännchen

  4. Nußknacker: Dynamische Webseiten und Datenbanken

  5. Produkt-/Marktübersicht

  6. Der Favorit der Bundesanstalt für Arbeit: Financialbot.com

  7. Roboter sind keine Alleskönner

  8. Der wechselhafte Weg der BA beim Jobbörsen-Einsatz

  9. Von der Wertpapierbörse zur Jobbörse: Der Weg des finbot

  10. Hexenverbrennung

  11. Das Ende der Heinzelmännchen

  12. Weiterführende Links

15. Oktober 2003.  Die Bundesanstalt für Arbeit (BA) steht bei den dringend anstehenden Reformen wie dem geplanten Virtuellen Arbeitsmarkt nach wie vor im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit.

Im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit

Jetzt hat auch der Bund der Steuerzahler die BA im Visier und rechnet ihr Teilhaberschaft an der großen öffentlichen Verschwendung in Millionenhöhe vor. Ein Rechenfehler bei der Euro-Umstellung führte zu einem herben Verlust durch zuviel bezahlte Leistungen in Höhe von 24,9  Millionen Euro, von denen bisher lediglich 12,5 Millionen Euro kassenwirksam wieder eingetrieben werden konnten. Die von der Hartz-Kommission empfohlene Namensänderung von der "Anstalt" in die "Agentur" dürfte den Steuerzahler zwischen 2,5 Millionen Euro und geschätzten 7,5 Millionen Euro kosten.

Und zuvor platzte mitten in die Sommerhitze eine Meldung der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit zum flächendeckenden Einsatz von Robotern. Rasch griffen die Medien das Thema auf und projizierten eifrig das Bild einer Monster-Robot-Jobbörse, die sich drohend am Nürnberger Horizont erhebt. Wie mit einem virtueller Staubsauger würden Stellenangebote von Arbeitgeber-Webportalen und kommerziellen Jobbörsen abgesaugt und in die unendlichen Datenbanken des geplanten Virtuellen Arbeitsmarkt abgespeichert - so das suggerierte Bild in der Öffentlichkeit.

Jürgen Koch, Leiter des Reformprojekts "Virtueller Arbeitsmarkt" (VAM) mußte kräftig auf die Dementi-Bremse treten und rückte die Pressemeldung seiner Amtskollegen zurecht,  "dass Roboter nur intern bei den Arbeitsämtern verwendet wird. Ob eine Ausweitung auf externe Nutzung einmal in Frage kommt, könne er heute noch nicht beurteilen." Doch schnell witterten die dadurch verunsicherten kommerziellen Jobbörsen den vermeintlichen Braten und stuften die Roboter-Pläne der BA als "Kampfansage" ein.

Das Dilemma des Arbeitsamts ist klar: Nicht alle Firmen melden ihre offenen Stellen dem Arbeitsamt - aus welchen Gründen auch immer. Und Bundeskanzler Schröder erklärte die Aufgabe der BA in seiner Rede vor dem 20. Gewerkschaftstag der IG Metall am 15. Oktober so: "Wir wollen die Arbeitslosen in vorhandene Beschäftigung vermitteln". Da die BA in ihren eigenen Datenbanken nur die ihr gemeldeten Stellenanzeigen kennt, kann sie offensichtlich die Vermittlung nur auf diese konzentrieren. Draussen vor der Tür der BA, in einem relativ intransparenten Arbeitsmarkt, sind jedoch auf den Firmen-Webseiten und in den kommerziellen Jobbörsen noch mehr Stellenanzeigen veröffentlicht - und die Medien haben der BA genüßlich vorgerechnet, wieviele davon der BA nicht bekannt sind.  Diese Lücke sollen nun Jobsuchmaschinen schliessen, getreu nach dem Motto: "Meldest Du Deine offenen Stellen nicht - so holt sie mein Roboter eben von Deiner Webseite".

Es ist nun an der Zeit, die Möglichkeiten und Vorteile, aber auch die Einschränkungen des Jobagenten-Einsatzes etwas näher zu beleuchten.

Ehre wem Ehre gebührt: Google's geistiger Ahnenvater

Das Ende der Heinzelmännchen: Statue des Schneider's Weib vom Heinzelmännchen Brunnen in Köln.

Eigentlich müssten Sergey Brin und Larry Page, die Gründer und geistigen Väter der weltbekannten Suchmaschine Google öfters nach Köln kommen. Dann könnten sie im traditionsreichen Brauhaus "Früh" beim Köbes einen "Halve Hahn" bestellen und mit einem frisch gezapften Glas Kölsch hinunterspülen. Und sie hätten es nicht weit, um am nahe gelegenen Heinzelmännchen-Brunnen eine kleine Gedenkminute einzulegen. Dort könnten sie auch dem Schriftsteller und Kunstexperten August Kopisch (1799-1853) Referenz erweisen, der mit seinem Gedicht über die Heinzelmännchen zu Köln ein geistiger Urvater der Internet-Suchmaschinen und Roboter war.

So wie die Heinzelmännchen vor hundertfünfzig Jahren des Nachts in die Kölner Häuser kamen und gut getarnt und heimlich alle Arbeiten verrichteten, so erledigen heute unsichtbaren Roboter, auch Crawler oder Spider genannt, hilfreiche Arbeiten, ohne die das moderne "Cyber Village" wie das Internet verniedlichend umschrieben wird, kaum existieren könnte.

Auch für die Jobsuche entdecken immer mehr Arbeitssuchende, dass solche kleinen Hilfmittel wirklich nützlich ist. Und auch die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit hat die Segen dieser Suchtechnik erkannt und bemüht sich, diese auf vielfältige Weise ebenfalls zu nutzen. Doch ähnlich wie des Schneiders Weib in der Heinzelmännchen-Saga drohen die jüngsten Massnahmen der BA gegen einige Anbieter von Jobsuchmaschinen, die virtuellen Heinzelmännchen aus dem Cyber Village zu vertreiben.

Die Heinzelmännchen zu Köln

Wie war zu Köln es doch vordem
Mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul,... man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich:
Da kamen bei Nacht,
Ehe man's gedacht,
Die Männlein und schwärmten
Und klappten und lärmten,
Und rupften
Und zupften,
Und hüpften und trabten
Und putzten und schabten...
Und eh ein Faulpelz noch erwacht,...
War all sein Tagewerk... bereits gemacht!

Die Arbeitsweise der Cybermännchen

Die mit etwa 12 Milliarden geschätzten Webseiten des Internets werden durch  Roboter regelmässig durchforstet. Die Ergebnisse dieser Suche werden dann in Listen benutzerfreundlich aufbereitet. Die grundlegende Arbeitsweise ist denkbar einfach, hat jedoch auch einige technischen Tücken im Detail. Zunächst wird eine Startseite im WWW aufgerufen und der dort gefundene Text wird nach bestimmten Kriterien analysiert und in Ergebnislisten (Indizes) gespeichert. Sobald auf einer Seite eine weiterführende Web-Adresse, ein sogenannter Hyperlink, entdeckt wird, ruft der Roboter diese Seite auf und wiederholt den ganzen Arbeitsvorgang. Auf diese Weise gelingt es dem Robot-Programm, allmählich grosse Teile des Internets zu durchforsten und die dabei gesammelten Ergebnisse für weitergehende Funktionen zur Verfügung zu stellen.

Die Suchmaschine "Google" ist eines der bekanntesten Beispiele, wie nützlich und benutzerfreundlich diese Roboter arbeiten. Doch Google ist weder die erste Suchmaschine, die diese Roboter-Technik einsetzt, noch die einzige. Mittlerweile tummeln sich hunderte von Robotern im WWW und unterstützen auch die Suche nach Stellenangeboten, die sie in den weiten Ozeanen des Internets finden. Zahlreiche Suchmaschinen schicken ihre fleissigen, nahezu unauffällige Robots los, um Schlagworte und Indices von den Seiten des WWW zusammenzustellen. Zu den bekannteren Suchrobotern gehören Abacho, Alexa, Altavista, Alltheweb, Crawler, Excite, Fireball, Google, Inktomi, Infoseek oder Lycos. Eine anderen Zweck haben Roboter, die Link-Adressen auf Gültigkeit kontrollieren oder Bookmark-Manager. Diese tragen dazu bei, daß Hyperlink-Adressen überprüft und damit aktuell gehalten werden können. Webtrends Link Analyzer oder Xenu's Link Sleuth sind Beispiele für diesen Robot-Typ.

Auf technischer Ebene wir der Zugriff eines Roboters auf die Webseite durch das "Robot.txt" Protokoll geregelt - einer Eingangstür zur Garage nicht unähnlich. Auf relativ einfache Weise definieren die Paramter-Einträge in der Robot.txt Text-Datei, ob die betreffende Seite durch einen Robot gelesen oder nicht gelesen ("Disallow") werden soll. Ausserdem regelt die FOLLOW- bzw. NOFOLLOW-Anweisung, ob der Robot weiteren HTML-Seiten einer Website verfolgen soll. Nun sind diese Anweisungen im Grunde genommen Empfehlungen und es obliegt der Vorgehensweise von Robot-Programmen, ob diese auch wirklich beachtet werden.

Suchmaschinen wie z.B. Google oder Vivisimo können natürlich auch für die Jobsuche im Web eingesetzt werden - wenn man viel Zeit für die Ergebnisauswertung mitbringt. Bei der Suchabfrage nach dem Begriff "Lebenslauf" findet Google beispielsweise ca. 246.000 Treffer, bei der Wortkombination "Lebenslauf Ingenieur" fallen immerhin noch 10.900 Treffer an. Und der Suchbegriff "Stellenangebot" liefert in rasanten 0,6 Sekunden über 128.000 Treffer. Der Zeitaufwand für eine detaillierte Durchforstung der Trefferliste dürfte allerdings enorm sein.

Die Roboter müssen bei ihren Suchwanderungen eigentlich Schwerstarbeit verrichten. Es ist nicht damit getan, die zahlreichen Websites von Arbeitgeber, Personalvermittler oder Jobbörsen zu besuchen und abzuscannen. Ist erst einmal eine Website gelesen, beginnt mit der technischen und semantischen Analyse des Textes die eigentliche Intelligenzarbeit.

Wie der Roboter von Jobsafari die Webseiten durchsucht und was dabei zu beachten ist:

1.  Seite mit Überschriften:

Eine Seite mit Überschriften beinhaltet die offenen Stellen einer Firma. Eine solche Seite zu scannen ist problematisch, da der Joboboter Schwierigkeiten hat, Hauptüberschriften mit Jobbezeichnungen, allgemeine Unterüberschriften sowie fettgedruckten Text voneinander zu unterscheiden. In diesem Fall ist es zu empfehlen, der Jobüberschrift sogenannte "name-tags" zu verpassen (<A NAME=name>Jobbezeichnung</A>), also die Jobüberschrift in diesen "name-tag" zu integrieren. Somit wird sichergestellt, dass der Internet-Roboter die richtigen Jobüberschriften findet und zum zweiten, dass Benutzer direkt von Jobsafari zum gewünschten Job springen können.

2. Seite mit Links

Eine Übersichtsseite mit Links zu diversen Unterseiten, auf denen sich dann die einzelnen Jobanzeigen befinden.

3. Kombiseite mit Links und Überschriften

Eine Kombiseite mit Links und Überschriften beinhaltet ebenso die offenen Stellen einer Firma, aber: im oberen Bereich der Seite befindet sich eine Liste mit Links, von denen Sie direkt zu den einzelnen Jobs springen können. Kombiseiten: alle Vorteile der beiden anderen Seitentypen auf einer Seite komprimiert und leicht zu scannen für den Internet-Roboter.

4. Was tun mit mehr als einer Jobseite?

Hat eine Firma derart viele offene Stellen anzubieten, dass sie mehr als eine Jobseite hat, so müssen alle einzelnen Jobseiten separat angemeldet werden. Falls Firmen aber später die Struktur ihrer Website ändern wollen ( URL-Adresse...etc. ), sollten nochmals alle Jobseiten mit den geänderten Daten angemeldet werden. Ansonsten führen tote Links die Scanprogramme in die Irre, die dann annehmen, einige der Jobseiten seien entfernt worden.

Nußknacker: Dynamische Webseiten und Datenbanken

Im Gegensatz zu statisch generierten Webseiten, die beispielsweise auf HTML- oder XML- Konventionen basieren, können Webseiten auch Inhalte aus einer Datenbank dynamisch aufbereiten. Beispielsweise werden die Ergebnisse einer Benutzer-Suchabfrage (z.B. Schlagwort) individuell angezeigt. Diese Technik wird bei allen wichtigen Jobbörsen eingesetzt - stellen aber Roboter vor erhebliche Schwierigkeiten. Die über ein Suchformular eingegebenen Selektions- und Suchkriterien werden für die Datenbankabfrage in eine Zeichenkette von Parametern übersetzt (sogenannte "Query Strings") und dann an die Datenbank-Software für die Abfrage übergeben. Die so dargestellten Zeichenketten in der Form einer URL-Adresse enthalten typischerweise Fragezeichen, Prozentzeichen und weitere Sonderzeichen, die zwar von der Datenbank interpretiert werden aber einen Roboter oder Spider vor erhebliche Schwierigkeiten stellen. Erstens kann die Spider-Software keine Erfassungsformulare ausfüllen wie ein menschlicher Benutzer am Browser, zweitens können Abfragen in einer Ping-Pong-Blockade enden - den gefürchteten "Spider-Traps".

Beispiel:
Wenn ein Benutzer der Jobbörse Monster.de (www.monster.de) die Schlagwortsuchfunktion nutzt, um beispielsweise nach einem Stellenangebot für "Controller" zu suchen, kann man aufgrund der dargestellten URL erkennen, wie eine solche Datenbank-Suchfunktion technisch umgesetzt wird.

  1. Der Datei-Typ asp gibt an, daß die dynamische Webseite mit Hilfe von Microsoft's Active Server Page dargestellt wird.
  2. Der Code cy=de enthält die Anweisung, nach dem Länderkennzeichen für Deutschland (Country=de) zu suchen.
  3. Die Anweisung q=controller enthält das Schlagwort, das der Benutzer in der Suchmaske eingegeben hat.
  4. Die Parameter sort=rv und vw=d instruieren die Datenbankabfrage, dass die Sortier-Reihenfolge nach "Relevanz" erfolgen soll und die Ergebnisse im "Detail" anstelle der "Standard"-Anzeige angezeigt werden sollen.

Allerdings wird die so aufbereitete dynamische Datenbankabfrage mit einem Fragezeichen "?" zu Beginn der Abfrageparameter gekennzeichnet - und wenn ein Suchrobot dieses Kennzeichen nicht genau interpretiert und handhabt, werden im besten Fall die dynamischen Datenbankinhalte nicht durchsucht oder es entsteht im schlimmsten Fall die Gefahr von sogenannten "Spider-Traps". Hierbei wird eine Suchanfrage des Spiders mit einer Gegenfrage des Host-Servers nach mehr Informationen beantwortet - und beide Programme (Spider und Server) landen in einem abfragetechnischen Ping-Pong, das zu einem Absturz des Servers führen kann.

Viele Roboter-Programme entziehen sich diesen Problemen, die bei allen Datenbank-gestüzten Jobbörsen vorkommen, in dem sie solche dynamischen Webseiten einfach nicht weiter durchsuchen - davon erfährt der nichtsahnende Stellensuchende natürlich überhaupt nichts.

Produkt-/Marktübersicht

Für den relativ intransparenten Stellenmarkt in der Bundesrepublik Deutschland haben sich einige Robots etabliert, die auf verschiedene Weise Stellenangebote durchforsten und Ergebnisse automatisch abliefern. Zusätzlich haben sich spezialisierte Webseiten-Betreiber etabliert, die den Stellenmarkt der Jobbörsen regelmässig durchforsten, indizieren und per Schlagwortsuche dann Ergebnisse bereitstellen.

Job-Suchmaschinen
(Stand September 2003)

Name Anzahl Stellenanzeigen Suche in
Wimmi.de 220.000 250 Mio. Webseiten in ca. 5 Mio. Domains
Jobworld / eVita 163.206  
CESAR 163.206 17 Jobbörsen 3 Arbeitgeber
Jobturbo 156.070 21 Jobbörsen
Jobsafari 21.786 1000 Firmen-Websites, 250 Jobbörsen
Wimmi.ch 16.000  
XLJob 3145 1414 Unternehmen
Schnellsuche.de k.A. 12 Jobbörsen
financialbot.com k.A. Deutschlandweit Arbeitgeber-HR-Portale
Jobhexe k.A. Arbeitsamt
JobFeeder.de   Arbeitgeber-Seiten Deutschland
Rekruter.de   Arbeitsamt SIS
MeineStadt   Arbeitsamt SIS
Opusforum.org 125.713 Stellenanzeigen aus Arbeitsamt SIS und eigene Stellenanzeigen
AskJim   Niederlande
CareerKangaroo   Niederlande
JobCommunity   Deutschland
JobDirectory   Großbritannien
VacancyFinder.co.uk 19145 3219 Arbeitgeber-Seiten  Großbritannien
Direct-Jobs.ch 7207 6108 Arbeitgeber-Seiten Schweiz

Bei den Meta-Job-Suchportalen sind CESAR und Jobworld schon seit langem etabliert und arbeiten nach einem ähnlichen Prinzip wie es auch von Meta-Suchmaschinen genutzt wird.. Speziell selektierte Jobbörsen werden durch den Roboter der Reihe nach aufgesucht, dieser führt dann vollautomatische Schlagwortsuchefunktionen nach den vom Benutzer vorgegebenen Kriterien durch und die Ergebnisse werden getrennt nach Jobbörsen bereitgestellt.

Jobturbo wurde 1998 als Spin-off eines Forchungsprojekts im IT-Bereich der Universität Karlsruhe entwickelt und wird heute von Internext, einer Dienstleistungsagentur für Jobbörsen weiterentwickelt und betreut. Jobturbo wird zudem bei cirka 15 Medienportalen als Meta-Jobsuchmaschine eingesetzt. So gehören beispielsweise Handelsblatt, Wirtschaftswoche, Absatzwirtschaft, CESAR und Die Zeit zu diesem Kundenkreis. Internext hat mit jeder der beteiligten Jobbörsen einen Vertrag abgeschlossen und benutzt vordefinierte Schnittstellen sowie ein Mapping über Berufsfelder, um qualitativ gute Suchergebnisse zu erzielen. Jobturbo ermittelt aufgrund seiner Suchen in den Datenbanken ausgewählter kommerzieller Jobbörsen und des Arbeitsamts auch eine Hit-Liste der am häufigsten gesuchten Berufe - und untermauert damit ein Kernziel des Robot-Einsatzes durch die BA: Vorhandene Beschäftigung wird auch ausserhalb des Arbeitsamtes angeboten. Dabei werden allerdings auch die Unterschiede in den Zielgruppen und Berufsqualifikationen sowie die Positionierung am Arbeitsmarkt deutlich.

Top-20 Berufe
Arbeitsamt
Top-20 Berufe
Internet-Stellenbörsen
Rang Beruf Anzahl Rang Beruf Anzahl
1 Köche 9252 1 Gastronom 1032
2 Verkäufer 6942 2 Mechaniker 403
3 Kellner, Stewards 6776 3 Naturwissenschaftler 360
4 Handelsvertreter, Reisende 6715 4 Arzt 302
5 Kraftfahrzeuführer 4642 5 Kfz-Mechaniker/in 210
6 Bürofachkräfte 4366 6 Buchhalter 207
7 Elektroinstallateure, -monteure 4181 7 Sekretär 167
8 Krankenschwestern-, pfleger, Hebammen 4159 8 Finanzberater 135
9 Ingenieure des Maschinen- und Fahrzeubaues 3376 9 Koch 130
10 Sozialarbeiter, Sozialpfleger 3155 10 Konstrukteur 129
11 Masseure, Krankengymnasten, und verwandte Berufe 2998 11 Ingenieur Maschinenbau 117
12 Rohrinstallateure 2892 12 Pharmazeut 113
13 Raum-, Hausratreiniger 2882 13 Controller 99
14 Friseure 2870 14 Geschäftsführer 80
15 Groß- und Einzelhandelskaufleute, Einkäufer 2772 15 Ingenieur Engineering 79
16 Ärzte 2724 16 Vertriebsleiter 72
17 Lebens-, Sachversicherungsfachleute 2717 17 Elektriker
 
72
18 Werbefachleute 2561 18 Ingenieur Elektrotechnik 64
19 Verbraucherberater 2507 19 Ingenieur Physik 59
20 Kraftfahrzeuginstandsetzer 2406 20 Rechtsanwalt 55

 

Ursula Triller wordwidejobs

Mit worldwidejobs hat sich die Hamburgerin Ursula Triller einen profilierten Marktauftritt als "Multiplikator" geschaffen und nutzte Suchrobot-Technik schon seit vielen Jahren, um Stellenangebote von Arbeitnehmern zu scannen und in einer Datenbank zur Verfügung zu stellen. Obwohl wordlwidejobs in den quantitativen Ranglisten gemessen an der Anzahl der Stellenanzeigen noch weit vor den kommerziellen Jobbörsen rangierte, konnte worldwidejobs -ähnlich wie ein Jahr zuvor Job-Versum - das Geschäftsmodell nicht nachhaltig aufrechterhalten und stellte als Konsequenz den Betrieb im September 2003 ein.

Mit Jobsafari ist ein Meta-Suchportal am Markt, das auf der Software-Technologie des dänischen Software-Entwicklers jobindex basiert. Diese Lösung wird neben Deutschland auch in Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Österreich, Schweden, Schweiz und Spanien angeboten.

XLjob.de ist ein branchenübergreifender Meta-Stellenmarkt, der über Volltext-Keywords schnelle Ergebnisse liefert. Hier werden die Stellenangebote von etwa 50 Spezial-Jobbörsen und ca. 1400 Arbeitgeberseiten, Personalvermittlern und Personaldienstleistern konsolidiert und tategesaktuell mittels XLjob zusammengeführt.

Das JobFeeder-Verfahren scannt Arbeitgeber-Homepages ab und tagesaktuell alle neue Stellenangebote bereitstellt. Mit JobFeeder kann eine Vorauswahl von Unternehmen definieren, die das Jobfeeder-Verfahren tagesaktuell überwacht. Der Search über den Katalog ist nach Region, Branche, Beruf, Tätigkeit, und Volltext-Keywords möglich. Das Suchergebnis bietet ebenfalls den Original-Link zu dem vakanten Stellenangebot und auch zusätzliche Wirtschaftinformationen zum Unternehmen. JobFeeder wurde In Zusammenarbeit mit der FirstLink AG  entwickelt. Innerhalb des Schweizer Marktes werden seit dem 01.11.2002 über 1000 vordefinierte Arbeitgeber-Homepages (Unternehmen > 100 Mitarbeiter und mit einer Jobsite) unter Einsatz modernster Web-Search-Technologien täglich gescannt, um weitere Informationen ergänzt und nach Regionen, Branchen, Berufsgruppen, Tätigkeitsfeldern und Veröffentlichungsdatum katalogisiert. Zusätzlich können Wirtschaftinformationen  zu den Unternehmen, die von dem Informationsdienst WORLDBOX bereitgestellt genutzt werden.

Der von der Wimmex AG angebotene Robot Wimmi (www.wimmi.de) durchsucht Jobbörsen und Arbeitgeberseiten nach Stellenangeboten. Bei der Entwicklung des Robots stand eine Unternehmensdatenbank mit etwa 5.1 Millionen  Unternehmenseinträgen Pate. Im November 2002 wurde Wimmi in einem Probebetrieb erstmals beim Arbeitsamt München getestet, im Juni 2003 schlossen sich weitere Probebetriebe bei einigen Schweizer Arbeitsämtern (RAV) an. Die Qualität der Suchergebnisse wird von der "Intelligenz" des Robots entscheidend beeinflusst. Was sich so elegant und einfach anhört, hat jedoch erhebliche Tücken im Detail zu überwinden. Zu diesen Schwierigkeiten, mit den sich ein Robotprogramm auseinandersetzen muss, gehören beispielsweise Duplikate von Stellenanzeigen aus unterschiedlichen Domain-Adressen, abgelaufene Stellenangebote, physische vorhandene aber nicht mehr verlinkte Stellenangebote und dergleichen mehr.

Die Suchmaschine durchforstet vierzig Millionen Domains, 90 Prozent davon sind Unternehmenshomepages. Die restlichen zehn Prozent der Stellenangebote finden sich auf Plattformen von Tageszeitungen, Spezialplattformen sowie Jobbörsen. Im Gegensatz zum Stellenangebotsservice des Arbeitsamts (SIS) ermittelt Wimmi weniger klassische Jobs, sondern vielmehr "moderne" Jobs, wie Account Manager oder Projektleiter. Bei einem ersten Vergleich zwischen dem SIS und Wimmi wurden in der Datenbank des Arbeitsamtes München beispielsweise 22 Stellenangebote für Programmierer/Entwickler gefunden. Wimmi lokalisierte für diese Position 342 Treffer. Auf Initiative des Arbeitsamtes München hat die Wimmex AG im Rahmen eines Pilotprojektes den intelligenten Suchroboter Wimmi im September 2002 implementiert, um vorhandene Beschäftigungsmöglichkeiten effizient und rasch zu finden. Bereits in diesem frühen Projektstadium stehen den Vermittlern des Arbeitsamtes München tagesaktuell deutlich mehr Stellenangebote zur Verfügung, als dies vorher der Fall war. Das Portal vergrößert sich Tag für Tag, da der selbstlernende Suchroboter Wimmi permanent neue Jobs identifiziert und einspielt.
"In der Evaluierungsphase von Wimmi wurde die führende Unix-Umgebung  Solaris getestet und für die beste Lösung befunden", betont Dr. Wolfgang Steinle. "Systeme anderer Hersteller hatten immer wieder Probleme, vor allem mit der enormen Datenmenge. Der Testlauf unter Solaris war so zufriedenstellend, dass wir uns für die Sun Lösung entschieden haben."
Quelle: Sun Microsystems Pressemitteilung vom 12. Mai 2003

Die JobHexe

Wer häufig nach Stellen- und Ausbildungstellennangeboten im Online-Arbeitsamt sucht und wem die Suche mit einem normalen Internet-Browser zu langsam, zu unbequem und zu frustrierend ist, dem bietet die JobHexe eine interessante Alternative.

Jobhexe: Suchassistent mit Ergebnissen

Die JobHexe ist ein spezieller Internet-Browser, der zur Suche und Verwaltung von Stellenangeboten und Ausbildungsstellen aus dem Online-Arbeitsamt optimiert wurde.

Die Software bietet eine übersichliche grafische Oberfläche, mit der sich beliebig vielen Suchabfragen mit unterschiedlichen Suchkriterien (Region, Berufsbezeichnung) als auch die gefundenen Angebote sehr einfach verwalten lassen.

Eine interaktive Deutschlandkarte und mehrere tausend Berufsbezeichnungen zur Festlegung der Suchkritereien sind integriert.

Gefundene Angebote können zur späteren Einsicht gespeichert werden. Werden zu einem späteren Zeitpunkt gespeicherte Suchabfragen erneut abgeschickt, werden die neuen Angebote farblich hervorgehoben. Die angezeigten Angebote können in einer Überblickstabelle je nach Bedarf sortiert werden (PLZ,Ort, Beruf, BKZ, Gehalt, ..).

Auf gefundene Angebote können per Knopfdruck direkt mit Hilfe eines Bewerbungsassistenten komplette Bewerbungsunterlagen (Deckblatt, Anschreiben, Lebenslauf, Anlagen) erstellt werden.

Jobhexe: Bewerberassistent

Eine Auswahl von Textbausteinen hilft beim Erstellen eines Anschreibens an den Arbeitgeber. Auch eingescannte Unterlagen (Bewerbungsbild, Zeugnisse) können in die Bewerbung eingebunden werden, deren Layout über verschiedene Druckformatvorlagen angepasst werden kann. Eine Bewerbungen kann ausgedruckt oder als RTF-Datei mit MS-Word weiter bearbeitet oder als PDF Datei per Email direkt an den Arbeitgeber geschickt werden. Bewerbungen können inklusive der gefunden Stellenangebote passwort-geschützt gespeichert werden. So können mehrere Personen an demselben Rechner arbeiten.

Der Favorit der Bundesanstalt für Arbeit: Financialbot.com

Der Atavar von FinBot ist mit Haaren oder mit Glatze verfügbar. Die Leistungsfähigkeit des Suchrobots kann mit eigenen Suchabfragen, z.B. "Job als Webdesigner" hier getestet werden.

"Durch intelligentes Auffinden von gespeicherten Unternehmensdaten erkennt finBot auf der Basis der ähnlichkeitsbasierten Suche semantische Zusammenhänge zwischen einzelnen Begriffen und findet so auch auf sehr unspezifische Anfragen schnell die relevanten Antworten. Die Eingabe der Anfragen in den finBot erfolgt per Tastatur in natürlicher Sprachformulierung, also genau so, wie man gegenüber einem Berater oder Verkäufer im realen Geschäft argumentieren würde. Die Ausgabe der Informationen erfolgt in Textform, ergänzt durch Bild- / Video-Sequenzen, Links innerhalb des Textes und - wenn gewünscht -, über Tonausgabe", erläutert der Hersteller.

Zur Beschaffung von Informationen kann finBot auch mit externen Servern Kontakt aufnehmen, da finBot aus einfachen Fragen des Besuchers SQL-basierte Antworten erzeugen kann. Beispielhaft folgende Anfrage-Formulierung an finBot :"wie kann ich .pdf-Dateien erzeugen". Als Antwort gibt es eine Liste von Softwareprodukten, die dies ermöglichen... natürlich mit Link zur Produktbeschreibung bzw. zum Einkaufskorb. Selbstverständlich kann die Anfrage-Formulierung auch ganz anders aussehen. Lediglich Schlüsselworte müssen enthalten sein.

Der finBot-Communications-Roboter wird in verschiedenen Ausbaustufen als kommerzielle ASP (Application-Servive-Provider) angeboten und kostet laut regulärer Preisliste in der Ausbaustufe "finBot Master" 1800.- Euro pro Monat. Darin ist eine SQL-Datenbank mit etwa 10 Mio. Antworten enthalten und ein monatliches Datentransfervolumen von 10 Gigabyte. Das bisherige Einsatzgebiet von finBot liegt im Wertpapier-/Börsenkurs-Bereich - spezifische Erfahrungen bei der Suche im Arbeitsmarkt hat der Anbieter - im Gegensatz zu Wimmi - noch nicht gesammelt. Über die Lizenzkosten und vor allem die Anpassungskosten des finBot an die Bedingungen des Internet-basierten Stellenmarkts der BA liegen noch keine Informationen vor.

Roboter sind keine Alleskönner

Die Stärke der Roboter liegt im automatischen Durchsuchen von Webseiten, unterstützt mit einer mehr oder weniger ausgefeilten semantischen Analyse-Logik zur Interpretation der gefundenen Rohtexte und Bereitstellung in eine Trefferliste.

Substantielle Einschränkungen treten auf, weil bereitgestellte Texte der Trefferliste immer unstrukturiert sind und sich somit nicht in ein vordefiniertes Datenformat umwandeln lassen. Die Ergebnisse können also in Trefferlisten angezeigt werden, aber eine Weiterverwendung in logisch-strukturierten Datenbanken - wie z.B. dem Virtuellen Arbeitsmarkt der Bundesanstalt - ist nicht möglich.

Solche Datenübertragungen setzen klar definierte Datenmodelle voraus, die dann über Schnittstellen (beispielsweise im HR-XML-Format) von einer Datenbank (z.B. den kommerziellen Jobbörsen) in eine andere Ziel-Datenbank transferiert werden.

Der wechselhafte Weg der BA zum Jobbörsen-Einsatz

In einer Pressemitteilung verkündete die Nürnberger Zentrale die zukünftige Richtung des Jobrobot-Einsatzes: "Internet-Suchmaschine unterstützt Arbeitsvermittler - Roboter schaffen Transparenz auf dem Arbeitsmarkt. Trotz mäßiger Konjunktur gibt es in Deutschland hunderttausende offene Stellen. 360.000 sind bei den Arbeitsämtern gemeldet, viele aber nur auf den websites der Unternehmen. Deshalb wird seit August mit dem so genannten Roboter ein Instrument eingesetzt, das die Vermittler in den Arbeitsämtern bei der Suche nach offenen Jobs unterstützt. Die neue Software wird zunächst in insgesamt 15 Arbeitsämtern getestet. Die Vermittler erhalten durch die neue Technologie Zugang zu allen Stellenangeboten, die Firmen im Internet anbieten.

Der Roboter arbeitet einfach, aber effizient: Das System durchsucht in den Regionen der Testarbeitsämter Internetseiten von Unternehmen, Innungen und Verbänden. Wird der Roboter im Internet fündig, übernimmt er das Stellenangebot in eine Liste. Zur Zeit können die Arbeitsvermittler somit auf zusätzlich 15.000 Jobangebote zugreifen. Die Suche erfolgt nach den Merkmalen Berufsbezeichnung, Name des Unternehmens, Art der Anstellung – beispielsweise Voll- oder Teilzeit –, Aktualität sowie geografische Nähe.

Die Software wird in zunächst fünf Ämtern der Bundeshauptstadt Berlin sowie den Städten Duisburg, Düsseldorf, Essen, Kiel, Krefeld, Mönchengladbach, Nürnberg, Oberhausen, Solingen und Wuppertal getestet. Nach Abschluss dieser Phase soll der Roboter ab Dezember 2003 in das neue Service-Portal der Bundesanstalt der Arbeit, den Virtuellen Arbeitsmarkt, integriert werden und damit rund 200.000 zusätzliche Stellenangebote auffinden.

Der Virtuelle Arbeitsmarkt (VAM) wird die Effektivität und Servicequalität der Arbeitsvermittlung und Beratung deutlich verbessern. Arbeitgeber und Arbeitnehmer können selbstständig Stellen- und Bewerberprofile einstellen, verwalten und nach Stellen bzw. Bewerbern suchen. Auch kommerzielle Jobbörsen und Zeitarbeitsfirmen werden in das Serviceportal eingebunden. (Quelle:Presseinfo 53 der BA vom 8.8.03)".

Doch was sich in der Pressemitteilung wie ein gradliniges umfassendes Konzept des Roboter-Einsatzes liest, hat eine Entstehungsgeschichte, die nicht immer frei von Wechselwirkungen war.

 

Erich Blume, Direktor des Arbeitsamts München

Zunächst ergriff das Arbeitsamt München die lobenswerte Initiative und experimentierte mit dem Roboter wimmi. Die Neuentwicklung wurde von der Wimmex AG auf Initiative des Münchner Arbeitsamts programmiert. Kosten von 1,5 Millionen Euro brachte das mit sich, 300 000 Euro davon zahlten die Münchner. Heinrich Alt, Vorstand der Bundesanstalt für Arbeit rechnet vor: Wenn deutschlandweit die Dauer der Arbeitslosigkeit nur um eine Woche verringert wird, spart das gut eine Milliarde Euro. Dank Wimmi könnte man vielleicht schneller sein. (Merkur, 20.1.03). "Eine Revolution" lautet entsprechend der Kommentar von Arbeitsamtsdirektor Erich Blume, auf dessen Initiative der Internet-Suchroboter entwickelt wurde. (Süddeutsche Zeitung vom 20.1.2003). "Wir können den Arbeit Suchenden seither rund 2000 Stellen mehr anbieten", freut sich Gerd Bleier, Teamleiter des Arbeitsamtes München, "durch die neue Maschine haben wir unser Potenzial um rund ein Drittel erhöht".

Jobroboter-Pläne der BA  im Spiegelbild der Presse

Ob der August-Roboter den Herbst überlebt, ist fraglich. Eigentlich war er in Gersters Masterplan gar nicht vorgesehen und wurde nur deshalb ins Leben gerufen, weil, so die Nürnberger unter der Hand, "wir dringend eine gute Nachricht brauchen". (Quelle: www.3sat.de/boerse/magazin/48863/)

Statt Wimmi für eine runde halbe Million Euro zu übernehmen, baute man den "Virtuellen Arbeitsmarkt (VAM)" aus. 200 Mitarbeitern werkeln am 60 Millionen Euro geschätzten Projekt. Offenbar ist Nürnberg aber jetzt aufgewacht: Die Innenrevision soll prüfen, ob's mit Wimmi nicht auch gegangen wäre. (Quelle: www.verdi-ba.de/a-03-09-04-sammelartikel.htm)

Erich Blume, der - inzwischen pensionierte- Arbeitsamtsdirektor München, hatte bereits früher mit Eigeninitiative und Engagement in München ein Büro für Existenzgründungen aufgebaut. Wie hat jedoch die Bundesanstalt für Arbeit auf das Büro reagiert? Erich Blume: "Ja, sie hat gemeint, ich soll es wieder schließen, weil es nicht in die Organisation passt." (Quelle: Südwestrundfunk Report Mainz. Arbeitslosigkeit: Wie die Bundesanstalt jahrelang Reformen blockierte).

In Deutschland gibt es derzeit 64 878 offene Stellen, von denen der Bundesanstalt für Arbeit (BA) nichts bekannt ist. Frankfurt, 22.7.2003 – Insgesamt ermittelten DMEuro und 3satbörse, dass es in Deutschland derzeit 223 343 offene Stellen gibt. Der Nürnberger Bundesanstalt sind davon nur 158 465 Stellen bekannt. Mitarbeiter für 64 878 Stellen suchen die Unternehmen direkt, ohne Einschaltung des Bundesamtes. Bestätigt wird dieses Ergebnis durch interne Untersuchungen der Bundesanstalt für Arbeit: So fiel der so genannte Einschaltungsgrad der Bundesanstalt binnen zwei Jahren von 48,9 Prozent (2000) auf 38,2 Prozent (2002). 23 Prozent der offenen Stellen würden, so das BA-eigene Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, von den Unternehmen ohne Einschaltung der Bundesanstalt für Arbeit per Internet angeboten. Die hohe Abstinenz ist nach Einschätzung des Arbeitsmarktexperten Holger Schäfer vom Institut der deutschen Wirtschaft teilweise auf „schlechte Erfahrungen mit den von der BA vorgeschlagenen Bewerbern zurückzuführen.“ Zudem hätten die Unternehmen bei moderneren Jobs „Probleme mit den veralteten Berufsbezeichnungen“.

DMEuro und 3satbörse erstellten diese Analyse mit der Job-Suchmaschine Wimmi. Diese enthält nicht nur die Stellen des Arbeitsamtes sondern auch die Jobofferten von über 350 000 Unternehmen und 30 000 öffentlichen Arbeitgebern.

Der Vertrag mit der Wimmex AG läuft bis Ende November 2003. "Dann wird Nürnberg entscheiden, ob wir Wimmi weiter nutzen können oder nicht", sagt Bleier. BA-Chef Florian Gerster bastelt stattdessen mit 60 Millionen Euro am "Virtuellen Arbeitsmarkt".

Der auf Stellenanzeigen spezialisierte Suchroboter "Wimmi" der Firma Wimmex AG  durchforstet allerdings auch die Datenbankinhalte der kommerziellen Jobbörsen, was nach Ansicht der Bundesanstalt "rechtlich mehr als bedenklich" sei.

Aufgrund ihrer Beschaffungsvorschriften und dem Gebot zur Auswahl des jeweils wirtschaftlichen Angebots hat sich die BA zugunsten des Anbieters mit einem angemessenen Preis-Leistungsverhältnis orientiert und die Firma financialbot.com AG aus Düsseldorf (http://www.finbot.com) als zukünftigen Anbieter der Job-Roboter-Technologie ausgewählt.

Die Wimmex AG verfolgt - trotz der Entscheidung der Bundesanstalt für Arbeit zugunsten eines anderen, preisgünstigeren Anbieter - weiterhin ihre Vertriebsaktivitäten mit anderen europäischen Arbeitsämtern und plant zudem, eine Portalversion anzubieten. Seit längerer Zeit betreibt Wimmex AG ausserdem die Praktikantenbörse Prabo.de.

Jürgen Koch, Projektleiter des Virtuellen Arbeitsmarkts (VAM) der BA fasst das Einsatzgebiet der Roboter bei den Arbeitsämtern zusammen. Foto: ZDF

"Mit dem Roboter soll das durchsuchbare Angebot an offenen Stellen bei der Bundesanstalt für Arbeit vergrößert werden. Dazu soll eine automatische Internet-basierte Suche zum Einsatz kommen, die Stellenangebote direkt auf den Internet-Seiten der Arbeitgeber identifiziert und klassifiziert. Für die Realisierung kommen Standardkomponenten der Firma financialbot (smartBot/finBot), die seit mehreren Jahren für die Suche nach börsenrelevanten Informationen im Internet verwendet werden, in erweiterter und angepasster Form zum Einsatz.

In diesem Grobkonzept für den Betrieb werden die Anforderungen an den technischen Betrieb und erforderliche Maßnahmen zu Erfüllung dieser Anforderungen dargestellt. Der Betrieb des Systems wird im Wesentlichen in 2 Phasen erfolgen:

Phase 1: Pilotbetrieb. Die Einführung des produktiven Betriebs beginnt mit einer Pilotphase, in welcher der Zugriff auf das System allen BA-Mitarbeitern aus Arbeitsämtern in den Regionen Nürnberg, Düsseldorf, Berlin und Kiel ermöglicht wird. Dazu gehören die Arbeitsämter Nürnberg, Düsseldorf, Mönchengladbach, Krefeld, Duisburg, Oberhausen, Essen, Wuppertal, Solingen, Berlin Nord, Berlin Südwest, Berlin Ost, Berlin Süd, Berlin Mitte und Kiel. Die Pilotphase beginnt im Anschluss an die Entwicklungs- und Testphase und erstreckt sich über 4 Monate.

Phase 2: Produktiver Betrieb. Nach Ende der Pilotphase soll der Zugriff auf die Suchfunktionen allen BA-Mitarbeitern bundesweit in allen Arbeitsämtern ermöglicht werden. Dies soll zeitgleich mit der Einführung des VAM Release 1 geschehen."

Entgegen anderslautenden Pressemitteilungen der BA stellt Jürgen Koch klar, dass der Roboter nur intern bei den Arbeitsämtern genutzt wird. Ob eine Ausweitung auf externe Nutzung einmal in Frage kommt, könne Koch heute noch nicht beurteilen.

Im Kern zielt die BA mit dem Virtuellen Arbeitsmarkt auf das Zusammenführen von Angebot und Nachfrage auf der Plattform des Virtuellen Arbeitsmarktes. Dieser schafft dann die Voraussetzung für ein strukturiertes Profiling und Matching, denn nur das könne langfristig zu Erfolgen auf dem Arbeitsmarkt führen, erläutert Jürgen Koch. Trotz aller Vorteile kann ein Robot im Internet nur unstrukturiert suchen - und wäre damit bestenfalls ein zusätzliches Instrument, welches dem Vermittler und Berater im Arbeitsamt einen erweiterten Marktüberblick hinsichtlich offener Stellen verschaffen soll.

Von der Wertpapierbörse zur Jobbörse: Der Weg des finbot

Halali in München: Der Vertrag zwischen Wimmex AG und dem Münchner Arbeitsamt läuft aus, sein Nachfolger ist schon in mehreren Stellen im Probebetrieb. Die Kölner ziehen Bilanz. Im Bereich Arbeitsamt München hat Suchrobot wimmi knapp 6.000 Anzeigen mit rund 12.000 Anzeigen gefunden - der BA-Suchroboter kam bundesweit nur auf etwa die gleiche Zahl. Aufgrund von Rechner-Kapazitäts-Engpässen werden jedoch nur rund ein Drittel der möglichen 400.000 Arbeitsgeber-Jobseiten durchforstet.

Die Jobsuchmaschine von financialbot.com hat eine wechselhafte Historie hinter sich. Die ursprüngliche Version des Suchrobots wurde als "Finman-X" programmiert. Der Entwickler und heutige Vorstandschef Hans-Peter Dölle beschreibt Finman-X als "kleines Programm, das er für die Börsenkurs-Beobachtung unterschiedlicher Aktien im Internet entwickelte. Es war ursprünglich ein Hobbyprojekt, um Cocoa zu lernen und wurde auch kostenlos als "Freeware" verfügbar gemacht. In den Zeiten des Dot.Com Hype und dem damit verbundenen Börsenboom war es naheliegend, dass dieses Softwareprodukt aus Gründen der Vermarktung und der Beschaffung von Venture Capital auch in eine entsprechende Unternehmensorganisation eingebunden wurde. Zunächst wurde die financialbot.com als GmbH gegründet, dann in eine Aktiengesellschaft umgewandelt mit einer 50%-Beteiligung durch die Muttergesellschaft Incam AG. Somit sollte eine Holdungstruktur geschaffen werden, um "den Weg für weitere Investoren in die Tochtergesellschaft" zu öffnen, wie Incam-Vorstand Jörg Urlaub in einer Pressemeldung mitteilte.

Im Gegensatz zu den offiziellen Pressemitteilungen von financialbot.com AG oder deren Hauptaktionär Incam AG berichtet die GSC Research GmbH eher kritisch über die Muttergesellschaft Incam AG. Weiter auffallend ist auch die enge Verknüpfung beider Firmen: So residieren sie nicht nur unter einem Dach in der Düsseldorfer Heerdter Landstrasse 193 - sie nutzen auch ein gemeinsames IP-Netzwerk, wie aus der IP Index Encyclopedia hervor geht. Und neben der Kapitalverflechtung oder der technischen IT-Verflechtung sind beide Unternehmen auch personell eng verbunden: Hans-Peter Dölle als Vorstandsvorsitzender von financialbot.com AG arbeitet unter dem gleichen Dach wie Stefan Dölle, Vertriebsleiter und Bianca Dölle, Prokuristin, beide Incam AG.

FinancialBot hat seinen Ursprung in der Finanzwirtschaft und wurde zur automatischen wiederkehrenden Suche nach Börsenkursen entwickelt. Bei den  Referenzkunden fehlen zwar namhafte Adressen der Finanzwirtschaft, dafür sind einige mittelständische branchenfremde Kunden, wie z.B. die AVT Abfall- und Verpackungstechnik GmbH, der Steuerberater Günter Schwaderlapp, die GTM Gebäude Technik & Management GmbH oder Moritz Angelsport International aufgeführt. Nach dem Platzen der Börsenspekulationsblase dürfte die Nachfrage nach derartigen Hilfsmitteln stark zurückgegangen sein. financialbot.com entwickelte als Alternative einen Bildungsroboter, der allerdings nur in einem Modell existierte.

Bisher liegen noch keine Erfahrungen über den Einsatz als Jobsuchmaschine vor und es bleibt abzuwarten, inwieweit stellenbezogenen Besonderheiten, semantische Analysen von fremdsprachigen Stellenanzeigen oder zusätzliche Anforderungen der Arbeitsämter, wie z.B. Berufsbezeichnungen, in dieser Jobsuchmaschine berücksichtigt werden.

Hexenverbrennung

Eine ebenfalls am Markt verfügbare Jobsuchmaschine entstammt dagegen dem unmittelbaren Erfahrungsbereich bei der Stellensuche. Dirk Richter, Diplom-Physiker und Software-Entwickler hat sich mit der teils mühsamen wiederkehrenden Suche in den Datenbanken des Arbeitsamts nicht zufrieden gegeben und hat sich dann ein erstes programmgestütztes Hilfsmittel geschaffen. Das war die Geburtsstunde der Jobhexe.

Die Software "Jobhexe" kann als gutes Beispiel gesehen werden, wie privatwirtschaftliche initiative Unternehmen das bestehende Stellenangebot der Bundesanstalt für Arbeit durch zusätzliche und bessere Werkzeuge mit flexiblen Nutzer-Funktionen ergänzt. Dirk Richter, Diplom-Physiker aus Berlin, bietet diese kleine Software auf Share-Ware zu einem Lizenzpreis von Euro 5.- an, bis es zur juristischen "Hexenverbrennung" durch die Institution Bundesanstalt für Arbeit kam.

Wie die Bundesanstalt für Arbeit die Jobhexen-Nutzer juristisch blockiert: Wie die Bundesanstalt für Arbeit dem eigenen Roboter Einsatz einen juristischen "Persil-Schein" verpaßt:
Die von der Bundesanstalt für Arbeit betriebenen Datenbanken "sis", "asis" und "ais" unterliegen dem Schutz der §§ 87a - 87e des Urheberrechtsgesetzes (UrhG). Gem. § 87 b Abs. 1 UrhG hat nur die Bundesanstalt für Arbeit das Recht, ihre Datenbanken zu vervielfältigen. Eine "Vervielfältigung" (vgl. § 16 Abs. 1 UrhG) ist dann gegeben, wenn beim Browsen von Datenbanken eine kurzzeitige Festlegung der digitalisierten Fassung eines Werkes im Arbeitsspeicher eines Computers erfolgt (vgl. z.B. Schricker, UrhG, § 16 Rd. 19).
Diese kurzfristige Festlegung kann durch die Bundesanstalt für Arbeit nicht geduldet werden, da Herr Richter hierzu keine Erlaubnis erhalten und auch keine anderen berechtigten Zwecke der Vervielfältigung vorgetragen hat. Insbesondere ist es kein anderer berechtigter Zweck, den Nutzern seiner Software das Auffinden der Angebote in den Datenbanken der Bundesanstalt für Arbeit zu erleichtern. Stellenangebote findet man auf einfachem Weg in den Jobbörsen , mit denen die Bundesanstalt für Arbeit Kooperationen vereinbart hat. Hierbei müssen die Jobangebote frei zugänglich sein, die Anzeige der Daten darf nicht von Zahlungen an den Jobbörsenbetreiber abhängig sein.

(Quelle: Schreiben der Bundesanstalt für Arbeit an Nutzer von Jobhexe)

Die "Personalwirtschaft" befragte den Vorstand der Bundesanstalt für Arbeit, Heinrich Alt zum virtuellen Arbeitsmarkt und den Verhandlungen der BA mit den großen Jobbörsen.

Personalwirtschaft: Ein Roboter soll zudem die Stellenangebote auf den Unternehmens-Websites aufspüren. Bewegen Sie sich da nicht in einer juristischen Grauzone?

Alt: Der Roboter ist eine hochinteressante Möglichkeit, wie wir Jobs einsammeln können. Da gibt es keine juristische Grauzone. Denn technisch ist es möglich, jede Website für Roboter zu sperren*). Jedes Unternehmen kann sich also wehren. Wer das nicht tut, ist unserer Ansicht nach damit einverstanden. Aber wir gehen natürlich nicht auf die Seiten der Jobbörsen.

Quelle: Bärbel Schwertfeger: Virtueller Arbeitsmarkt - Die Bulldozer-Strategie. Personalwirtschaft 10/2003.

*)Anmerkung: Die technische Sperre eines Websites wird mit Hilfe von Parametern in der Robot.txt-Datei geregelt. Falls Roboter-Besuche ausgeschlossen werden, gilt das natürlich grundsätzlich für alle Suchroboter, also auch für Google und andere Meta-Jobsuchmaschinen.

Im Interview mit Crosswater Job Guide erläutert Richter die Hintergründe.

Dirk Richter, 37, Diplom-Physiker in Berlin, entwickelte ein Roboter-Software-Programm, um damit automatisch die Stellen- und Ausbildungsstellenangebote im SIS und ASIS des Arbeitsamtes schnell und bequem zu durchsuchen. Was hat Sie auf die Idee gebracht, diese Software zu entwickeln?

Als ich mich vor 6 Jahren selbständig gemacht habe, habe ich anfangs nur für mich selbst ein kleines Werkzeug entwickelt, um einfacher im SIS recherchieren zu können, wo Visual Basic Entwickler in Deutschland gesucht werden. Das Arbeitsamt war damals fast die einzige Jobbörse und ich habe die Entwicklung eines Recherchewerkzeuges dann auch als Referenzprodukt für mich selbst angesehen. Im Laufe der letzten Jahre sind daraus 2 Produkte entstanden: JobOffice, ein recht komplexes Recherchewerkzeug für SIS, ASIS und AIS speziell für Bildungsträger, Behörden und Personalvermittler und die JobHexe, zur Stellenrecherche und zum Erstellen von Bewerbungsunterlagen für arbeitsuchende Privatpersonen.

Wie funktioniert eigentlich diese "JobHexe" im Zusammenspiel mit dem SIS des Arbeitsamts?

Rein technisch gesehen funktioniert die JobHexe genauso wie jeder andere Internet-Browser auch. Es werden Suchkriterien (Region, Beruf) zusammengestellt und dann die Suchabfragen an das SIS/ASIS abgeschickt. Vom SIS /ASIS werden dann normale HTML-Seiten zurückgeschickt und die Daten angezeigt. Die JobHexe besitzt jedoch eine auf die Stellensuche angepasste grafische Oberfläche mit der Möglichkeit sowohl erstellte Suchabfragen als auch gefundenen Angebote vielfältig zu verwalten. Einmal zusammenengestellte Suchkriterien werden dauerhaft gespeichert, so dass eine erneute Suche nach neuen Angeboten, nur ein paar Sekunden dauert. Neue Angebote werden hierbei farblich hervorghoben. Die Angebote können auch beliebig sortiert angezeigt werden, wobei die Angebote auch offline gelesen werden können. Neben den vielen Zusatzfunktionen arbeitet die JobHexe sehr viel schneller, als ein träger Internet Browser.

Ist die Software als "Shareware" frei verfügbar, was kostet sie und welche technischen Voraussetzungen müssen gegeben sein?

Das Prinzip von Shareware besteht darin, dass Anwender die Software testen und, wenn es ihnen gefällt, diese registrieren können. In der Testversion wird jedoch die Arbeitgeber-Adresse in den Angeboten ausgeblendet. Da sich arbeitsuchende Privatpersonen in der Regel eine teure Software nicht leisten können, die Entwicklung der Software aber finanziert werden muss, bin ich dazu übergegangen, für die Nutzung der Software quartalsweise Gebühren zu erheben. So kostet die Nutzung der JobHexe Privatpersonen im Quartal 5 Euro. Gemeinnützige Einrichtungen können die Software kostenlos nutzen. Voraussetzung ist als Betriebssystem Windows und ein Internetzugang.

Welche Vorteile für den Stellensuchenden ergeben sich denn aus dem Einsatz der "Jobhexe"? Kann das Programm auch von Personalvermittlern oder gar Arbeitsamts-Mitarbeiter in der Stellenvermittlung genutzt werden?

Wie bereits erwähnt, arbeitet die JobHexe sehr viel schneller als ein normaler Internet Browser. Der Stellensuchende spart hierdurch Zeit und Geld, weil die Online-Gebühren sich hier auf weniger als eine Minute reduzieren, er kann auch effizienter nach Stellen suchen, was auch bedeutet, dass er weniger Stellen *übersieht*. Und zusätzlich kann er Bewerbungen nach DIN-Normen erstellen und muss sich so um das äußere Erscheinungsbild der Bewerbung keine Sorgen machen. Ein Lebenslauf- und einen Layout Assistent sind ebenfalls integriert. Für Personalvermittler, Bildungsträger, aber auch Arbeitsamtmitarbeiter wäre meine andere Software JobOffice geeigneter. Hier können *Integrationsberater* einfacher für mehrere Stellensuchende gleichzeitig nach Angeboten suchen. Ein besonderer Clou ist hier auch der so genannte Kioskmodus. Man kann einen Rechner an einem öffentlichen Ort - z.B. in einer Gemeinde, die selbst keine Arbeitsamtfiliale besitzt - aufstellen. Dieser muss nicht einmal mit dem Internet verbunden sein. Im Kioskmodus kann kein Nutzer die Oberfläche verlassen oder das Programm beenden. Ein Administrator lädt täglich einmal alle Angebote in einem bestimmten Umkreis vom Online-Arbeitsamt und lädt sie auf diesen Rechner, wo jeder nach belieben offline recherchieren kann; letztlich ein portables Arbeitsamtterminal.

Die Jobhexe wurde jetzt plötzlich vom Arbeitsamt quasi "zwangsstillgelegt" und der weitere Vertrieb mit Hinweis auf Copyright-Verletzungen untersagt. Allerdings nutzen auch andere Firmen, wie z.B. das Regional-Portal meinestadt.de, die regionale Online-Community opusforum.org oder die Berliner Personaldienstleister Rekruter.de die SIS-Datenbank des Arbeitsamtes für Abfragen, offensichtlich ohne rechtliche Bedenken seitens der Bundesanstalt für Arbeit. Für einen stellensuchenden Arbeitslosen ist es wahrscheinlich schlecht nachvollziehbar, weshalb die "Jobhexe" verboten sein soll und regionale Abfragen in meinestadt.de erlaubt sein soll. Beides führt ja hoffentlich zu einer beschleunigten Stellensuche. Wie beurteilen Sie die Situation?

Die BA bietet spezielle Rahmenvereinbarungen an, damit Jobportalbetreiber die SIS-Daten bei sich integrieren können. Dabei müssen die SIS-Daten kostenlos angezeigt werden und die BA behält sich das Recht vor, die Nutzung jeder Zeit ohne Angabe von Gründen untersagen zukönnen. Ich hatte auch überlegt, ob ich ein derartiges Portal aufbaue, dies aber auch mit Blick auf die zitierte Klausel und auf die kommende Umgestaltung bei der BA in Richtung virtueller Arbeitmarkt wieder verworfen. Der Unterschied zwischen den Jobportalen und meiner Software besteht darin, dass die Portale die SIS-Daten dirket in ihre Portale einbetten, ich jedoch eine Software vermarkte, mit der erst die Nutzer der Software Daten vom Online-Arbeitsamt laden. So sehe ich mich rechtlich nicht an dieselbe Rahmenvereinbarung gebunden und sehe auch keine Copyrightverletzung meinerseits. Jedoch habe ich dennoch den Vertrieb meiner Softwareprodukte zur Stellensuche nun eingestellt. Das Problem der "Zwangsstillegung" entsteht durch ein Dilemma, in dem die BA steckt. Zum einen will sie den Missbrauch ihrer Daten verhindern und zum anderen will sie aber auch die Stellensuche fördern. Unter Missbrauch versteht die BA, nicht nur kommerziellen Handel mit Daten der BA, sondern auch die "Bewerbungsflut" von Stellensuchenden und privaten Personalvermittlern auf ausgeschriebene Stellenangebote im SIS. So soll es bereits Arbeitgeber geben, die deshalb keine freie Stellen mehr der BA melden. Das Problem der "Bewerbungsflut" bei immer mehr Arbeitslosen und immer weniger Stellenangeboten wird natürlich noch zunehmen, ist aber sicherlich nicht als "Missbrauch von Daten der BA" zu sehen. Übrigens war ich im Juli auf der HR-XML Konferenz in Heidelberg, wo Accenture einen Vortrag über das Austauschformat HR-XML des neuen VAM gehalten hat. Wenn man danach geht, wird das VAM für Software Produkte wie die JobHexe optimierte Schnittstellen anbieten. D.h. dass man jetzt verbietet, was man aber später anstrebt. Das Argument mit der mir vorgeworfenen Copyrightverletzung ist meines Erachtens zur Zeit auch deshalb nur vorgeschoben.

Gibt es eigentlich Wettbewerber am Markt, die ein ähnliches Verfahren praktizieren oder geeignete Spider-Software kommerziell anbieten?

Es gibt sicherlich einige Firmen, die Software in diesem Bereich anbieten, doch wurden wohl die meisten nun abgemahnt. Aber es gibt auch welche, die sogar mit Fördergeldern unterstützt werden. So gibt z.B. ein Projekt namens MoZArT( http://www.bma-mozart.de, das die Zusammenarbeit zwischen Arbeitsämtern und Sozialämtern verbessern soll. Hier gibt es einige Anbieter die laut BA speziele Abkommen mit der BA haben und entsprechende Software entwickeln und vertreiben dürfen. Wie diese Verträge aussehen, kann ich nicht sagen. Mir selbst verwehrt man ein Spezialabkommen. Ich hätte mich damals für dieses Projekt bewerben sollen. Dann hätte ich jetzt eventuell die Erlaubnis und zusätzlich Fördergelder.

Wenn nun die Bundesanstalt für Arbeit, wie im Virtuellen Arbeitsmarkt angekündigt, in grossem Stil die Stellenanzeigen der Arbeitgeber per Suchrobot kopieren und in die Datenbank des Virtuellen Arbeitsmarktes einstellen möchte, wird dadurch das Arbeitsamt nicht auch die gleichen Rechte verletzen, die man Ihnen jetzt vorgeworfen hat?

Wenn die BA selbst Angebote im Netz sucht und in ihre eigenen Datenbank integriert, ist es sicher eher ein Copyrightverstoss, als wenn ich eine Software - rein ohne Daten - vertreibe und erst der Endanwender auf die Angebote zugreift. An diesem Beispiel zeigt sich natürlich das fehlende klare einheitliche Konzept bei der BA. Die IT-Abteilung der BA entwickelt sinnvolle auf Stellensuche optimierte Roboter, die aber genau das Copyright bei anderen verletzen, die die Vermittlungsabteilung der BA für sich beansprucht.

Wie geht es denn jetzt weiter? Entwickeln Sie jetzt eine Auto-Hexe für den Gebrauchtwagenmarkt oder gar eine Immo-Hexe für den Immobilien-Markt? Haben Sie Hoffnungen, dass die Auseinandersetzungen mit der Bundesanstalt für Arbeit gütlich beigelegt werden?

Spezielle Anwendungen wie die JobHexe sind nur für immer wiederkehrende Recherchen sinnvoll. Ein Auto oder eine Wohnung sucht man nur einmal und auch nur innerhalb eines kurzen Zeitraums. Hier sind die Recherchemöglichkeiten über normale Internet-Browser vollkommen ausreichend. Die Stellensuche ist jedoch viel komplexer, so dass ein Werkzeug, das einen Stellensuchenden oder einen Integrationsberater täglich auch über Monate hinweg auf dem Laufenenden hält, fast unentbehrlich ist. Normale Internetbrowser sind hier einfach zu langsam und unhandlich. Es ist nicht so, dass die Mitarbeiter der BA nicht kooperativ wären, nur scheinen sie zur Zeit von den grossen Umwälzungen - sowohl politisch als auch technisch - überfordert zu sein. Die Fortschritte in der Stellenvermittlung, die sich durch das Internet ergeben, werden meines Erachtens überhaupt nicht berücksichtigt. Früher war der Arbeitsuchende auf die Technik der BA zur Stellensuche angewiesen. Heutzutage benötigen sehr viele Suchende die "Arbeits"-Vermittler der BA nicht mehr im klassischen Sinne, denn sie finden die Angebote selbst im Netz und benötigen die Vermittler nur noch als Mittler zum Arbeitgeber. Ich selbst glaube, dass alle freien Stellen (zur Zeit 356.000) durch die Arbeitsuchenden, die in Internet recherchieren, besetzt werden könnten. Dann bestünde die Aufgabe der Mitarbeiter der BA vor allem darin, freie Stellen zu "aquirieren" und natürlich die Arbeitsuchende ohne Internetanschluss zu betreuen. Stattdessen will man 12.000 neue Arbeitsvermittler einstellen. Solange es kein Umdenken bei der BA gibt, wird es wohl auch keine Einigung und damit auch keine Erlaubnis meiner Software geben. Ich muss leider auch feststellen, dass es keine Kontrollinstanz gibt. Einige Wahlkreisabgeordnete von Nutzern meiner Software haben Stellungnahmen vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit angefordert. Aber anstatt die Situtation unabhängig zu prüfen, werden die Anfragen an die BA weitergeleitet, von wo natürlich erneut der Hinweis auf den Copyrightverstoss meiner Software zurückgesendet wird. An keiner Stellte findet jedoch eine Hinterfragung statt, ob zum einen die Software überhaupt gegen das Copyright verstösst oder ob es nicht auch andere Wege gäbe, das Copyright der Daten zu schützen, ohne effiziente Software zur Stellensuche zu verbieten.

Hätten Sie denn Vorschläge wie die BA sich vor Missbrauch ihrer Daten schützen könnte

Ich verstehe natürlich, dass die BA zum einen den Missbrauch ihrer Daten vermeiden will und gerne verfolgen möchte, wer die Daten nutzt und zum anderen auch die Arbeitgeber vor der Bewerbungsflut schützen will. Dies wäre jedoch sehr einfach möglich, in dem man (z.B. statt der 12.000 neuen Arbeitsvermittler) überregionale Callcenter aufbaut und alle Stellenangebote im Netz mit chiffrierten Arbeitgeberadressen versieht. Es ergäben sich einige Vorteile: - Alle Angebote könnten online anonymisiert angezeigt werden. Den wenigsten ist bekannt, dass die BA nur 43% alle freien Stellen online (152.000 von 356.000 Stellen) anbietet. Die BA hätte den Überblick über den Zugriff auf ihre Angebote, da jeder die Adressen der Arbeitgeber im Callcenter nachfragen müsste. Arbeitgeber würden nicht mit Angeboten überflutet. Bei Bedarf könnte die BA auch eine Vorauswahl treffen, in dem Bewerbungen an die BA geschickt und die BA diese dann an die Arbeitgeber weitergereicht. Besetzte Stellen könnten schnell herausgenommen werden und führen nicht zu weiteren Bewerbungen bei den Arbeitgebern. Die BA hätte auch einen Überlick über die Arbeitslosen, die im Internet nach Stellen recherchieren und somit auch nicht "bürokratisch" zur Arbeitsuche aufgefordert werden müssten. Da ich annehme, dass dieses System grossen Erfolg hätte und die Zahl der freien Stellen hierdurch erheblich abnehmen würde, hätte die BA aber dann das Problem, dass es dann immer noch viele Arbeitslose aber keine freien Stellen mehr gäbe. Für dieses Problem hätte ich jedoch keine Lösung. Aber das Problem wäre dann wohl auch ein Problem der Politik und nicht der BA.

Das Ende der Heinzelmännchen

Neugierig war des Schneiders Weib,
Und macht sich diesen Zeitvertreib:
Streut Erbsen hin die andre Nacht,
Die Heinzelmännchen kommen sacht:
Eins fähret nun aus,
Schlägt hin im Haus,
Die gleiten von Stufen
Und plumpen in Kufen,
Die fallen
Mit Schallen,
Die lärmen und schreien
Und vermaledeien!
Sie springt hinunter auf den Schall
Mit Licht: husch husch husch husch! - verschwinden all!
O weh! nun sind sie alle fort

Und keines ist mehr hier am Ort!
Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,
Man muß nun alles selber tun!
Ein jeder muß fein
Selbst fleißig sein,
Und kratzen und schaben
Und rennen und traben
Und schniegeln
Und biegeln,
Und klopfen und hacken
Und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie damals wär!
Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!

Quelle: Die Heinzelmännchen zu Köln

Das Ende der Heinzelmännchen.

Die teils mühsame Handhabung der Arbeitsamtsjobbörsen SIS haben einige privatwirtschaftliche initiative Firmen veranlaßt, nach Verbesserungen zu suchen.

So bietet Meinestadt.de die Stellensuche im SIS und ASIS (Ausbildungsstellen) gegliedert nach nahezu 14.000 tatsächlichen Städten und Gemeinden an. Gleichzeitig sind aber auch alle Stellen zusammengefasst auf der zentralen Deutschlandseite von meinestadt.de zu finden. Um diesen Informationsservice für Stellensuchende zu ermöglichen, hatte allesklar.de als Betreibergesellschaft von meinestadt.de auch alle 6000 Berufsbezeichnungen der BA redaktionell bearbeitet und zu einem hierarchisch strukturierten "Berufskatalog" mit ca. 1000 Berufsfeldern zusammengefasst. Dies ermöglicht gegenüber der einfachen Suchworteingabe einen alternativen Zugang zu den vorhandenen Stellenangeboten. Gerade dieses "intuitive Blättern" in den Seiten des Berufskatalogs - bundesweit oder lokal - wird von Stellensuchenden intensiv genutzt.
 

Das Wiesbadener Web-Community-Portal OpusForum.org integriert eine SIS-Regionalsuche in ihr Anzeigen-Portal und bei den Benutzer kommt diese Aufbereitung der Arbeitsamt-Stellendaten sehr gut an, wie aus dem Feedback-Forum der Wiesbadener hervorgeht. Somit macht es durchaus Sinn, die SIS-Informationen in mehreren Portalen benutzerfreundlich aufzubereiten. Die Portal-Community hat auch entdeckt, dass neben der Stellensuche auch die Platzierung einer eigenen Stellengesuchs-Anzeige zum Ziel führen kann, mittlerweile sind dort mehr als 11.000 Stellengesuche veröffentlicht.

Auch die Berliner Software- und Personalvermittlungsfirma Rekruter.de hat die SIS-Datenbank der Bundesanstalt für Arbeit wirkungsvoll mit modernen Suchmethoden und vereinfachten Berufskategorien "veredelt".

Doch wer sich nicht buchstabengetreu an die Vorschriften des Arbeitsamt hält, bekommt die geballte Macht der Behörde zu spüren.

Mit juristischen Mitteln ging die Bundesanstalt für Arbeit gegen die Nutzer der Jobhexe vor, mit einer Blockade der Datenbereitstellung zwang die Nürnberger Behörde auch die Berliner Rekruter.de, letztlich auf ihre Linie einzuschwenken: Jede kommerzielle Verquickung des Datenhaushalts der BA - und sei sie noch so geringfügig - ist verboten. Auch wenn dabei der so oft und gerne zitierte gesetzlich vorgegebene Vermittlungsauftrag von Arbeitslosen darunter leidet.

Und auch der kommende erste Advent dürfte für Meinestadt.de, Rekruter.de oder Opusforum.org mit einigen Programmierarbeiten verbunden sein: Denn am 1. Dezember 2003 soll der mit großer Publicity angekündigte "Virtuelle Arbeitsmarkt" an den Start gehen und künftig die Stellenanzeigen in den bisherigen Jobbörsen des Arbeitsamts übernehmen. Sicherheitshalber wird die BA die Altsysteme SIS oder ASIS nicht sofort abschalten und den Benutzern eine gewisse Übergangsfrist einräumen. Doch wenn diese abgelaufen ist und wenn die Datenüberleitungsprogramme dann nicht rechtzeitig an die neuen Datenformate angepasst werden, finden Stellensuchende in den Datenbanken von Meinestadt.de und den anderen Verwertern nur noch alte Angebote - und das ganz ohne juristische oder kommerzielle Auseinandersetzungen.

Fast erinnert es an eine Wiederkehr des Schneider's Weib aus der Heinzelmännchen Saga.

Weiterführende Links

  1. Arbeitslosigkeit: Wie die Bundesanstalt jahrelang Reformen blockierte
  2. AskJim.nl
  3. Bund der Steuerzahler: Die öffentliche Verschwendung 2003
  4. CareerKangeroo.nl
  5. CESAR (Central Employment Search and Retrieval)
  6. Database of Web Robots
  7. DMEuro und 3satbörse fanden 64.878 offene Stellen, von denen das Arbeitsamt nichts weiß.
  8. Financialbot.com AG
  9. HR4You Solutions
  10. GSC Research GmbH
  11. Incam: financialbot.com GmbH vollzieht Wandlung in eine Aktiengesellschaft (Pressemitteilung)
  12. Incam-Lan der financialbot.com in der IP Index Encyclopedia
  13. Internext / Jobturbo
  14. Jobcommunity.de
  15. Jobfeeder.ch
  16. Jobhexe
  17. Jobsafari
  18. Jobworld.de / eVita
  19. MeineStadt.de
  20. OpusForum.org
  21. Prabo.de Praktikanten-Jobbörse
  22. Rekruter.de
  23. Schnellsuche.de / Jobs
  24. VacancyFinder.co.uk
  25. Wimmi - Suchroboter der Wimmex AG
  26. XLjob.de