Nachts, wenn alle Personalchefs schlafen...

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Die nachtaktive
Fledermaus
Foto: Wikipedia |
Nachts, wenn alle Personalchefs schlafen,
entwickeln sich im Internet-basierten e-Recruiting
unsichtbare und selten wahrgenommene Aktivitäten, die
fast an die nachtaktive Fauna und Flora erinnern, die
die Evolution im Laufe der Jahrmillionen
hervorgebracht hat. Dann ist die Stunde der
Job-Suchmaschinen gekommen.
Ähnlich wie die Fledermaus-Vorbilder in der Natur
durchforsten zahlreiche Suchmaschinen nachts Karriere-Webseiten in Deutschland auf
der Suche nach neuen aktuellen Stellenanzeigen. Diese
werden dann
Stellensuchenden passend aufbereitet auf Abruf präsentiert.
Doch für das Glück der Stellensuchenden haben die
Entwickler dieser Suchmaschinen, auch Robot oder
Spider genannt, selbst einige schlaflose
Nächte investiert - denn die Suchmaschinenprogramme
müssen wie die Ultraschall-Orientierung der
Feldermäuse in einem komplexen Verfahren entwickelt
und permanent verfeinert werden.
Ohne Suchmaschinen würde das Surfen im Internet
angesichts der in die Milliarden zählenden Webseiten
im WWW in
einer hoffnungslose Odyssee enden - und der geübte
Umgang mit diesen Werkzeugen ist fast genauso wichtig
wie Straßenschilder, Landkarten oder eingebaute
Satteliten-Navigationssysteme für den Autofahrer. Altavista,
Yahoo oder Google sind nur die bekanntesten Vertreter
und haben ihren Bekanntheitsgrad im breiten Publikum
längst sichergestellt. Mit dem Börsengang
von Google wird jetzt auch unter Beweis gestellt, daß
mit solchen Werkzeugen auch enorme Kapitalbeträge
beschafft werden können.
Im e-Recruiting haben sich Suchmaschinen ebenfalls
etabliert. Die jüngste Diskussion um den
Virtuellen Arbeitsmarkt der Bundesagentur für Arbeit
(BA) hat die Rolle und die Erfolgserwartungen der BA-eigenen
Stellensuchmaschine in das Licht der
Öffentlichkeit gezerrt. Doch während der BA-Roboter
nur in den Amtsstuben der Staatsbehörde genutzt werden
kann, stehen eine Reihe von leistungsfähigen
Roboter-Programmen den Personalchefs und
Stellensuchenden zur Verfügung.

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Mit neuem
Maskottchen:
Dr. Luippold, Vorstand Adpartner Stellenmarkt AG |
Mit dem Joboter von der Adpartner Stellenmarkt AG
kommt nun ein neuer Roboter auf den Markt, der für
Arbeitgeber und Stellensuchende nützliche Dienste
verrichtet. Der neue Roboter, besticht durch einen modernen
Entwicklungsansatz, wie Carsten Bleek, Chef der
Softwarefirma CROSS in Frankfurt/M und Entwickler des
Spiders erläutert. Im
Gegensatz zu Suchmaschinen, die auf proprietären
Programmen wie z.B. Verity basieren, wurde Joboter
komplett mit Bestandteilen aus den
Open-Source-Bereichen entwickelt.
Nach dem "Open-Source" Konzept stellen
Software-Entwickler ihre Quelltext-Lösungen der
Allgemeinheit kostenlos zur Verfügung. Im Gegenzug
werden spezifische Weiterentwicklungen oder
Zusatzmodule ebenfalls kostenlos bereitgestellt - so
kommt nach den Vorstellungen der Open-Source-Community
fast so etwas wie ein Perpetuum Mobile zustande:
Kostenlose Entwicklung, qualifizierte
Weiterentwicklung, eine Evolution der
softwaretechnischen
Intelligenz pur. Die wirtschaftlichen Vorteile bei der Nutzung von
Open-Source-Stellensuchmaschinen sind enorm: schnelle
Marktreife, kurze Entwicklungszyklen und überschaubare, finanzierbare Kosten sind die wesentlichen
Merkmale, von denen nun auch der Joboter profitiert
hat.
Der Roboter durchsucht das Internet anhand einer
Katalog-Liste von vordefinierten Web-Adressen (URLs)
und führt eine gezielte Volltextanalyse des Inhaltes
durch. Anhand von Referenzen erkennt der Suchroboter
Informationen, die auf den
Arbeitgeber-Karriere-Webseiten abgespeichert sind. Für
die inhaltliche Analyse wird die Stellenanzeige in
ihre inhaltlichen Bestandteile zerlegt, und Titel
der Stelle, Ort, Unternehmensbeschreibungen oder
Tätigkeit werden herausgefiltert und in den
Index des Roboter abgespeichert.
Programmtechnische Erfassungsformulare oder
firmeneigene Datenbanken können ebenfalls durchsucht
werden.
Doch bei allen Vorteilen der Automation kommt keine
"Big-Brother-Mentalität" auf: Arbeitgeber melden ihre
Webseiten als Durchsuchungs-Kandidat dem Roboter an
und für etwaige sensitive Informationen
berücksichtigt der Roboter das
Vertraulichkeitsprinzip, das in den Metatags der
HTML-Seiten die Durchsuchung generell
freigibt. Ein einfaches HTML-Statement wie z.B.
<META NAME="ROBOTS" CONTENT="NOINDEX, NOFOLLOW">
hingegen blockt die Webseite für jeglichen
Robot-Besuch, der Robot sollte diesen Anweisen zufolge das Web-Dokument weder
indizieren noch nach Links analysieren.
Aus Performance-Gründen sind die zeitlichen
Ablauf-Phasen der Roboter aufgebrochen worden, sie
laufen asynchron in der Regel nachts ab, da dann die
Web-Computer weniger ausgelastet sind. In der ersten
Phase durchsucht der Robot alle für ihn relevanten
Websites. Hier muß das Robot-Programm erkennen, wann
es zuletzt diese spezielle Webseite zuletzt besucht
hat und ob in der Zwischenzeit Änderungen im Inhalt
vorgenommen wurden. In einer zweiten Phase wird der
Inhalt der Webseite einer semantischen Analyse
unterzogen, und Schlüsselbegriffe werden als Treffer
indiziert und gespeichert. Unabhängig von diesen
Phasen kann nun der Roboter eine Suchanfrage eines
Surfers entgegen nehmen und beantworten: Das Programm
braucht dann nur in den vorbereiteten und
aktualisierten Indizes nach den gewünschten Begriffen
suchen und die Trefferliste aufbereiten und dem
Benutzer in der gewünschten Form anzeigen. Diese
asynchrone Handhabung der diversen Ablaufschritte
stellt sicher, daß das Web einerseits unablässig
durchsucht werden kann und andererseits der Benutzer
gewünschte Treffer in Sekundenschnelle angezeigt
bekommt.
Für den intensiv suchenden Bewerber ist es von
großem Vorteil, Job-Suchmaschinen zu nutzen.
Einer der am häufigsten eingesetzten Roboter ist
Jobturbo, die Stellensuchmaschine der Firma
Internext GmbH, die bei verschiedenen Medienportalen,
so z.B. dem Handelsblatt, DIE ZEIT, CESAR, eVita/Job-World,
UNICUM oder auch im
Crosswater Job Guide eingesetzt wird.
Mit Jobsafari ist eine Job-Suchmaschine der
dänischen Firma Jobindex auf dem Markt, sie durchsucht
Jobbörsen und Firmenseiten nach Stellenangeboten.
Jobsafari ist auch in anderen europäischen Ländern, so z.B.
Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Niederlande,
Österreich, Schweden, der Schweiz und Spanien im
Einsatz.
Joboter aus dem Hause Adpartner Stellenmarkt
AG
und Worldwidejobs (Frankfurt/M) sind weitere
Beispiele für Jobsuchmaschinen, die Firmenseiten
durchsuchen. XLJobs von HR4You ist eine
Hybrid-Lösung, die sowohl Jobbörsen z.B.
Health-Job.net oder auch Firmenwebseiten durchsucht.
Diesen Stellenanzeigen ist eines gemeinsam: sie werden
auf der IT-Plattform von HR4You verwaltet, die eine
Reihe von Jobbörsen als ASP (Application Service
Provider) betreibt.
Ein besonderes Suchwerkzeug wird von
der Firma Wimmex AG Köln/München im kostenpflichtigen Abonnement
zur Verfügung gestellt: Der Wimmi-Suchroboter
bietet in einer kostenlosen Version die Suche in der
Stellenanzeigen-Datenbank der Bundesagentur für Arbeit
an, während eine
kostenpflichtige Version Karriere-Seiten von
Unternehmen, Behörden, Zeitungen oder
Spezial-Jobbörsen durchsucht.
Jobsuchmaschinen lassen sich nach ihrer generellen
Zielrichtung in drei grobe Typen einordnen:
- Suchen in Firmen-/Arbeitgeber-Webseiten
- Suchen in Jobbörsen-Datenbanken
- Hybrid-Lösungen, d.h. Suchen in beiden
Zielbereichen.
Wer intensiv Jobsuchmaschinen für die eigene
Stellensuche nutzen möchte, sollte sich zunächst
einmal mit dem Jobbörsenmarkt und den Eigenheiten
einer Roboter-basierten Stellensuche vertraut machen.
Hilfreich ist es, zunächst die einfache Volltextsuche
zu nutzen und nach dem gewünschten Begriff, z.B.
"Ingenieur" zu forschen. Rasch erkennt der
Stellensuchende, in welcher Jobbörse die größte
Anzahl interessanter Stellenanzeigen abgespeichert
sind. Die dahinter verborgene Qualität der zu
besetzenden Stelle muß der Bewerber in spe
jedoch selbst beurteilen, diese Arbeit kann ihm kein
Roboter abnehmen.
Beispiel: Volltextsuche
Suchbegriff "Ingenieur" |
Anzahl Treffer
(Stand 7.5.2004) |
Such-Ziel |
Ermittelt von |
Consultants.de |
58 |
Jobbörse |
Jobturbo |
DIE ZEIT |
84 |
Jobbörse |
Jobturbo |
Franchisefinder |
0 |
Jobbörse |
Jobturbo |
Ingenieurweb.de |
180 |
Jobbörse |
Jobbörse |
Hotel-Career.de |
1 |
Jobbörse |
Jobturbo |
huntingheads |
1 |
Jobbörse |
Jobturbo |
Ingenieurkarriere |
634 |
Jobbörse |
Jobturbo |
Joboter |
2042 |
Arbeitgeber |
Joboter |
Stellenmarkt.de |
1668 |
Arbeitgeber |
Stellenmarkt |
Jobpilot |
2090 |
Jobbörse |
Jobturbo |
Jobsafari |
950 |
Hybrid |
Jobsafari |
jobsintown |
95 |
Jobbörse |
Jobturbo |
Jobware |
150 |
Jobbörse |
Jobturbo |
Michael Page |
26 |
Jobbörse |
Jobturbo |
Stellenanzeige |
198 |
Jobbörse |
Jobturbo |
StepStone |
2081 |
Jobbörse |
Jobturbo |
Süddeutsche.de |
112 |
Jobbörse |
Jobturbo |
Tagesspiegel.de |
5 |
Jobbörse |
Jobturbo |
TopArbeitgeber |
18 |
Jobbörse |
Jobturbo |
UNICUM |
68 |
Jobbörse |
Jobturbo |
Unister |
257 |
Jobbörse |
Jobturbo |
Worldwidejobs |
965 |
Arbeitgeber |
wwj |
XLJobs |
314 |
Hybrid |
XLjobs |
Gesamt: |
11.997 |
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Darüber hinaus muß sich der Stellensuchende auch
mit dem Phänomen der Mehrfachplazierung von
Stellenausschreibungen vertraut machen.
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Mehrfachplatzierung als Phänomen |
Arbeitgeber veröffentlichen eine Stellenanzeige
zunächst auf der eigenen Firmenwebseite. Je nach
Größe des Unternehmens können diese Stellenanzeigen
auch bei JobStairs, der Jobbörse der TOP-30 Konzerne
in Deutschland, publiziert werden. JobStairs wiederum
liefert diese Stellenanzeigen zur weiteren
Veröffentlichung an den Virtuellen Arbeitsmarkt der
Bundesagentur für Arbeit. Aus dieser Quelle beziehen
spezielle Kooperationspartner der BA wiederum die
Stellenanzeigen, um sie in gesondert aufbereiteter
Form und nach flexibleren Suchmechanismen anzubieten:
Die BA-Stellenanzeigen finden sich somit u.a. bei
MeineStadt.de, Rekruter.de in Berlin oder
OpusForum.org, einer regional orientierten
Internet-Community für Anzeigen aller Art.
Medien-Portale und Internet-Marktplätze wiederum
nutzen gerne Stellenanzeigen-Datenbanken von
Jobbörsen, um ihre eigene Service-Palette
anzureichern. So werden die Stellenanzeigen von
Jobware.de bei spezialisierten Medienportalen wie
Heise-Online, Stuttgarter Zeitung, Rheinpfalz-Zeitung
oder der Süddeutschen Zeitung verfügbar gemacht ("Powered
by.Jobware"), ähnliche Multi-Channelstrategien verfolgen
auch StepStone und andere wichtige Jobbörsen. Am Ende wird
die virtuelle Republik mit Stellenanzeigen mehrfach
überzogen - doch leider steht hinter den Mehrfach-Plazierungen immer nur ein
Original-Stellenangebot.
Für den Stellensuchenden ist das der Preis der
Rund-um-die-Uhr Stellensuche: Die Vorteile der
Internet-basierten Jobsuche müssen mit oftmals
intransparenten Suchprozessen erkauft werden. Dabei
vollzieht sich die Jobsuche nach einer hohen
Intensität. Einer zur Zeit laufenden Umfrage von
Jobpilot / Tomorrow zufolge nutzen nahezu 60% der
Umfrageteilnehmer das Internet täglich oder mehrmals
die Woche, um nach aktuellen Stellenangeboten per
Mausklick zu suchen.
Online-Umfrage
jobpilot / Tomorrow zur Häufigkeit der
Online-Suche nach Stellenangebote (Stand: 10. Mai
2004) |
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Sie sind fest
im Job, aber wollen sich verbessern. Wie oft
schauen Sie online nach neuen Job-Chancen? |
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Täglich |
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849 |
26,07 % |
Mehrmals die Woche |
 |
1106 |
33,96 % |
Mehrmals im Monat |
 |
819 |
25,15 % |
Sehr selten |
 |
483 |
14,83 % |
Gesamtbeteiligung: |
3257 |
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Quelle: Jobpilot |
Ist die Entwicklung von Job-Suchmaschinen jetzt
reine technische Spielerei oder steckt dahinter gar
eine ausgeklügelte Marketingstrategie? Für die
Teilnehmer am Arbeitsmarkt bieten sich mit den
Job-Suchmaschinen unterschiedliche Möglichkeiten und
Vorteile.
Arbeitgeber, insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen, gewinnen durch die
Einbeziehung von Stellensuchmaschinen eine bessere "Exposure",
d.h. eine größere Verbreitung ihrer Stellenanzeigen
in den virtuellen Arbeitsmarktwelten.
Jobbörsen wiederum können
Multiplikatoren-Effekte in der Verbreitung der
publizierten Stellenanzeigen erreichen, wenn sie die
Datenbanken für den Roboter-Besuch freigeben.
Betreiber von Stellensuchmaschinen
erschließen neue, zusätzliche Dienstleistungen für
den e-Recruiting-Arbeitsmarkt und verbessern so die Transparenz. Diese
Dienstleistungen können einerseits als Stand-alone-Service, aber auch in Verbindung oder als
Ergänzung zum Service-Mix eines
Personaldienstleisters angeboten werden.
Stellensuchende müssen zunächst die Hürden
der Lernkurve überwinden und den Umgang mit einer
Suchmaschine lernen. Für Google-erfahrene Surfer
sollte dies eigentlich keine Schwierigkeiten bereiten.
Schwieriger hingegen ist es, sich einen Marktüberblick
über die verfügbaren Roboter zu schaffen und deren
Leistungsfähigkeit einzuordnen. Nur mit zäher Geduld
werden sich schließlich Stellensuchende mit dem
Phänomen der Mehrfach-Plazierung von Stellenanzeigen
auseinandersetzten, andererseits erschließen sie sich
dann aber mit den schnellen und leistungsfähigen Tools
neue Informationsquellen.

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Fu: Chinesisch für
Fledermaus oder Glück |
Die schrittweise Evolution der präzisen
Orientierung im e-Recruiting wird für
Stellensuchende mittlerweile so wichtig wie es die Ultraschalltechnik
für die Orientierungsfähigkeit und damit das Überleben
der Fledermäuse ist.
Dabei erinnert ein Erfolgserlebnis bei der Internet-Jobsuche
beinahe etwas an den Glücksbegriff der
chinesischen Kultur: Mit dem Begriff "Fu" umschreiben
die Chinesen sowohl das Wort "Glück" als auch das Wort
für "Fledermaus".
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